Ablehnung ist normal

Sandra Wurster | 28 May, 2019


          
            Ablehnung ist normal

Ich gebe es ungern zu, weil ich so sehr dagegen ankämpfe, aber: ich habe Ablehnung erhalten und bin damit alles andere als cool umgegangen. Obwohl wir doch alle wissen, dass Ablehnung dazugehört und sich auch nie ganz vermeiden lässt. „Wir können nicht alle Menschen glücklich machen und sollen das auch gar nicht.“ Ja, klar. Was mich daran stört ist deshalb, dass mich diese Ablehnung sehr verletzt und wütend gemacht hat. Sie hat starke Emotionen ausgelöst. Und das, obwohl ich da eigentlich so gekonnt drüber stehe. Meistens jedenfalls. Sie ging diesmal sogar von jemandem aus, der unwichtiger nicht sein könnte. Es war jemand, den ich nicht mal kenne. Jemand aus dem Internet. Er teilte mir mit, dass ich eklig sei und fragte, wieso ich ein Bild zeige, dass ausgerechnet jemanden wie mich halbnackt präsentiert.

Das Ironische dabei ist, dass ich Fremde auf Social Media Plattformen immerzu ermutige, meine Freundinnen, meinen Mann und allen voran meine Kinder. Ich ermutige sie, zu sich zu stehen. Sich zu lieben. Anzuerkennen, dass gerade ihre vermeintlichen Makel dazu führen, dass sie perfekt sind. Und doch stand ich selbst da und ließ mich von einem „Troll“ entmutigen. Kam mir unzureichend vor. Weniger schön. Das ärgert mich! Aber ja, das passiert auch heute noch. Auch einer Frau wie mir, die Jahre gebraucht hat, um sich selbst so richtig toll zu finden, das nun endlich von Herzen und voller Überzeugung tut und überall von Selbstliebe spricht. Denn das ist normal. Wir alle wollen geliebt werden. Wollen, dass uns unser Gegenüber mag, schön und als liebenswert erachtet. Wir alle sind schon immer stärker zusammen, lieben die Gemeinschaft und die Verbindung zwischen uns und anderen Menschen.

Was mir aber erst später bewusst wurde, obwohl ich es rational bereits vorher wusste: auch Ablehnung ist normal, nicht nur das Bedürfnis, gemocht zu werden. Ablehnung ist allgegenwärtig und sogar notwendig. Wenn wir in einer Blase leben, in der wir uns nur noch mit Menschen und Dingen umgeben, die unsere Meinung, unseren Geschmack und unsere Werte teilen, dann ist das zwar angenehmer. Aber es stellt nun einmal nicht die gesamte Breite der Realität dar. Immer wieder stelle ich fest, dass es sogar Kritik oder Ablehnung sind, die mich weiterbringen. Das klingt leider wie ein Abreißspruch eines kitschigen Kalenders und außerdem wissen wir das alle ja bereits. Aber es ist wahr. Ich lebe für die angenehmen, unbeschwerten Stunden, keine Frage. Aber möglich werden diese oft erst durch große Hürden. Und dazu zähle ich auch Ablehnung und zumindest destruktive Kritik. Gelernt habe ich jedoch auch in diesem Fall viele Dinge, die gleichzeitig die Bauchtipps sind, die ich dir dieses Mal mit auf den Weg geben möchte:

  1. Es ist ok, wenn dich Kommentare wütend, traurig oder geschockt zurück Du musst nicht immer über den Dingen stehen. Das Ziel ist nicht, dass dir alles egal wird, sondern dass du lernst mit Hürden umzugehen und etwas daraus lernst.
  2. Nimm dir so oft wie es nur geht Zeit dafür, deine Gefühle ehrlich und ausführlich zu betrachten. Was genau macht dich so emotional? Hat es was mit den Anderen oder vielleicht sogar mit dir selbst zu tun (das ist nämlich gar nicht so selten)? Analysiere Personen, Orte und deine eigene Grundstimmung und überlege dir, wie du dich in Zukunft unter Umständen besser davor schützen kannst, dich schlecht zu fühlen. Verlasse Situationen, die dir langfristig Kummer bereiten.
  3. Erkenne an, dass es vollkommen ok ist, wenn jemand anders denkt und fühlt als du. Es wäre eigenartig, wenn dich tatsächlich jede(r) großartig fände. Um es mit den Worten meines Phsyiklehrers aus der 11. Klasse zu sagen: „Manche Dinge musst du einfach nehmen wie Sie sind zwar da und regnen auf dich ein, aber haben eigentlich gar nichts mit dir zu tun und sollten deshalb schnellstmöglich wieder abperlen.“

Deswegen sage ich dir heute nur eins, du kleiner, gemeiner Troll: ich bin genau so wenig oder vollkommen perfekt wie du. Und ja, irgendwie hätte ich es lieber gemocht, wenn du mich so richtig toll gefunden hättest. Im Grunde genommen ist es aber ganz egal, was du denkst, weil ich in den Spiegel schaue und mich toll finde. Das ist das Einzige was zählt.

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