Klemmt's? Vielleicht liegt es am Schubladen-Denken

Sandra Wurster | 13 April, 2023


          
            Klemmt's? Vielleicht liegt es am Schubladen-Denken

Schluss mit Rechtfertigen, für die Schönheits-Op, das Make-Up oder die unrasierten Beine!

Vor Kurzem hat eine Teilnehmerin meines Online-Kurses „Deine Selbstliebe-Reise“ die spannende Frage gestellt: „Ist es eigentlich schlimm, wenn ich meinen roten Lippenstift als Laune-Pusher verwende?“

Bei den ganzen Bloßstellungen, die wir alle verhäuft auf den Social Media Accounts in letzter Zeit feststellen dürfen, wundern mich solche Gedanken nicht. Ich rede davon, dass ich ständig Frauen über andere Frauenkörper sprechen und urteilen höre und dies auch noch vor Follower-Publikum. Wenn uns die Body-Positivity-Bewegung doch eins näher gebracht haben sollte, dann doch, dass jeder Körper Respekt verdient und dass andere Körper uns nichts angehen, anscheinend ist das noch nicht bei allen angekommen, schade.

Das Milliarden-Geschäft mit der „angeblichen“ Schönheit, dass weiße Heeren leider vor einigen Jahren ziemlich erfolgreich begonnen haben, in dem sie uns Frauen vorschrieben, wie „schöne Frauen“ auszusehen haben, setzen wir nun selbst fort?

Indem wir den weibliche Körper stets in den Mittelpunkt unserer eigenen Lebensbühne setzen, ihn zum Diskussions-Stoff machen, delegieren wir ihn automatisch wieder zum Objekt.

Dein Körper ist kein Objekt, er ist Leben!

Meines Erachtens müssen wir lernen, unsere Aufmerksamkeit, die aktuell immer noch hauptsächlich unserem äußeren Erscheinungs-Bild gewidmet ist, neu auszurichten. Weg von wie will ich aussehen und dafür mehr hin zu wer will ich sein und vor allem wie will ich mich fühlen.

Aus der Frage meiner Teilnehmerin entnehme ich auch die Angst vor Verurteilung, Verurteilung der anderen, etwas am EIGENEN Körper verändert zu haben, eventuell sogar bewusst zu verschönern oder zu verstecken. Doch der Körper der anderen geht uns was an? Richtig, nichts!

Und obwohl ich nachvollziehen kann, dass Frauen, die andere Frauen-Körper kommentieren, meistens somit auf die drastisch gestiegenen Schönheits-Operationen hinweißen wollen, bringt uns diese Herangehensweise dennoch nicht voran, sie wirft uns sogar eher zurück.

Denn was rückt dadurch automatisch in den Mittelpunkt? Genau, unser Optisches und unsere Fähigkeiten bleiben mal wieder im Schatten.

Das sexistische Phänomen, dass über die Schuhe und die Outfits unserer Politikerinnen berichtet wird und dafür weniger über ihre Fähigkeiten und Leistungen, als bei ihren männlichen Kollegen bestätigt meine Aussage. Oder kannst du dich über nur eine einzige Artikel-Veröffentlichung erinnern, in dem die Schuhe von einem männlichen Kollegen thematisiert wurden?

Wir haben noch einen langen Weg vor uns und manchmal fühle ich mich auch völlig ohnmächtig bei all diesen diskriminierenden Gesellschafts-Strukturen im Außen, doch zugleich bin ich auch der absoluten Überzeugung, dass dein und mein innerer Wandel immer zum kollektiven Wandel beiträgt. Dein Wandel ist wichtig.

Weitere Impulse, die ich mit dir teilen möchte:

  1. Hör auf zu richten:Wer entscheidet, ob etwas schlimm ist oder nicht? Wir selbst sind meistens die einzigen kritischen Richter, die uns und unsere Taten verurteilen und bewerten. Nichts, absolut nichts hat einen Wert, bevor wir ihm einen beimessen. Du darfst deine eigene Wahrheit entdecken und leben.
  1. Statt Rechtfertigung, kenne deine Motive und wahren Beweggründe: Du bist absolut niemandem Rechenschaft schuldig und musst dich auch nicht rechtfertigen. You know, dein Körper, dein Leben, deine REGELN! Falls du nach einer schlimmen Nacht (aus welchen Gründen auch immer) dich mit Make-Up, auch mit viel Make-Up „besser“ und „schöner“ für den Tag gewappnet fühlst, (wobei hier die spannende Frage doch wohl ist, vor was und vor wem musst dich wappnen und wieso?) ist das völlig legitim! Du darfst „verstecken“, von mir aus sogar „kaschieren“ (wenn du meinst, dich damit besser zu fühlen) oder etwas hervorheben. Obwohl es nach meiner Erfahrung immer darum geht, die eigne Verletzbarkeit zu verheimlichen. Und bis zu einem bestimmen Punkt können Looks uns auch mal durch den Tag TRAGEN und können auch mal helfen, besonders schwierige Situationen besser zu erTRAGEN. Dennoch muss alles im natürlichen Verhältnis und Gleichgewicht bleiben, kein Extrem dient uns. Wenn du ständig etwas versteckst und dich nur schön mit bestimmten Dingen fühlst, resultiert daraus automatisch eine gewissen Form der Abhängigkeit. Zudem legst du dir höchstwahrscheinlich - bewusst oder unbewusst - eine Maske an oder schlüpfst in eine Rolle. Mit einem authentischen Ich und Leben hat das relativ wenig zu tun. Doch unabhängig davon, dass du dich vor niemandem rechtfertigen musst, wäre es doch für dich selbst interessant in Erfahrung zu bringen, welche Beweggründe dich antreiben. Motive der Liebe und Fülle oder eher Motive aus Angst und Mangel. Trägst du ständig nur schwarz, weil du weißt, dass du darin eine gute Figur machst und schließlich gehört sich das so und die Gefahr wäre sonst vielleicht zu groß, nicht als schön genug zu gelten und aufgrund dessen keinen Mann mehr abzubekommen? Oder ziehst du dich gerne - bewusst und aus Lebensfreude und aus der Liebe zu dir selbst - jeden Tag deine schönste Kleidung an, zelebrierst somit deine eigene Unübersehbarkeit und hast verstanden, dass es eben keinen bestimmten Grund für einen tollen Look braucht, da du immer Grund genug bist? Die Fragen warum du etwas tust, aus Angst oder aus Liebe, können dich dir selbst ein ganzes Stückchen näher bringen.
  1. Kenne den Feind: Anstatt das weibliche Benehmen in einer Gesellschaft, die nicht auf und für die Bedürfnisse von und für Frauen ausgelegt wurde, zu verurteilen - müssen wir reflektieren, wieso weiblich gelesene Personen sich zu so vielem gezwungen fühlen. Wieso assoziieren wir Frauen, die ungeschminkt sind zum Beispiel automatisch mit ungepflegt sein, Müdigkeit oder krank sein? Wer sorgte dafür, dass das Natürlichste der Welt, wie ungeschminkte Gesichter oder Haaren an den Beinen - unnatürlich wirkt. Kenne den wahren Feind, lass uns keine neuen kreieren.
  1. Schluss mit Indikationen: Du bist hier, um dich zu erfahren und auszuprobieren, das gilt auch für deinen Modegeschmack. Löse dich von der Modepolizei und irgendwelchen Moderegeln, trage alles, was dir dient und Freude bereitet. Du darfst dich ausprobieren und genauso einen Stil oder einen Look verwerfen, nichts ist für immer. Heute stehst du auf bunt, geil! Genieß es, deshalb bist du noch nicht gleich „die Bunte“. Du hast Lust, dich mal eine Zeit nicht zu enthaaren und zu erfahren, wie dein Körper dann aussieht? Auch das bedeutet nicht automatisch, dass du für immer eine „hairy Lady“ bist und dich nun nie wieder enthaaren darfst. Schubladendenken, Labeln und Kategorien machen uns unfrei. Dein Sein ist nicht darauf ausgerichtet, stets in eine kleine Schublade gequetscht zu werden, wenn überhaupt bist du die ganze Kommode! Wir können und du darfst dich immer wieder neu entscheiden und eine neue Wahl treffen, was hast du also zu verlieren?
  1. Dein wichtigstes Accessoire ist und bleibt dein Selbstbewusstsein:Und so viel Freude du auch an deinen Looks und Co hast, darfst du dennoch beobachten, ob du während du dein Make-Up oder deinen Look ablegst, auch das vermeintliche „eingekaufte“ Selbstbewusstsein ablegst? Das wichtigste Accessoire bleibt meines Erachtens immer dein Selbstbewusstsein, das dich in jeder Kleiderlage, auch nackt gut fühlen lässt.

 

Bäuchige Grüße

 

Deine Sandra

P.S.: das Leben ist zu kurz für Schubladen-Denken.

Schreiben Sie einen Kommentar

Kommentare werden vor der Veröffentlichung genehmigt.