Von Gefühlsstürmen und der Kraft des Vertrauens

Sandra Wurster | 02 April, 2020


          
            Von Gefühlsstürmen und der Kraft des Vertrauens

Es ist wahnsinnig laut in meinem Kopf, mein Herz pocht wie wild, mein Blut strömt nur so durch meinen Körper und all die Emotionen spielen Fangen in mir. Die Motivation lässt sich von den Zweifeln jagen und die Liebe versteckt sich hinter meinem Herz. Sie macht kurz Pause, sie kann nicht mehr. Die Freude ist kurz davor aufzugeben und die Angst rennt energiegeladen im Kreis. All die Gefühle wirbeln in mir umher und sind nicht zu greifen. Wie passen all diese Gefühle in meinen Körper, wie können all diese Gegensätze gleichzeitig in mir stattfinden? Dass ich noch nicht geplatzt bin, grenzt an ein Wunder.

Falls es dir also ähnlich geht, beruhigt dich vielleicht zumindest die Tatsache, dass es auch mir so geht. Und es damit vielleicht ein kleines bisschen mehr okay ist. Und ich noch nicht geplatzt bin.

Und während meine Gefühle Fangen spielen, liege ich auf dem Sofa. Klardenken kann ich nicht mehr. Aber was ich weiß, ist, dass Vertrauen jetzt mein größtes Gut ist. Doch Sicherheit und Vertrauen gehören leider nicht zu den Gefühlen, die gerade in mir Fangen spielen. Sie haben sich verkrochen und gut versteckt. Trotzdem weiß ich, dass es besonders jetzt unglaublich wichtig ist, sie herauszulocken. Denn nur sie sind meine Hoffnung, irgendwann wieder von diesem Sofa aufstehen zu können.

Also gehe ich los – im Liegen versteht sich – und suche mein Vertrauen. Denn Vertrauen ist ein bisschen wie die Sonne. Es bricht mit Licht und Wärme durch den Gefühlssturm und überschattet mit seiner Kraft all die anderen Emotionen. Wenn ich es gefunden habe, wird es so stark strahlen, dass das Fangenspielen in mir augenblicklich ein Ende findet und Ruhe einkehrt.

Ich kenne mein Vertrauen und weiß, wo es sich gerne versteckt. Meistens verkriecht es sich irgendwo zwischen der viel zu präsenten Überzeugung, nicht gut genug zu sein, und den Gedanken über die Zukunft und all das, was passieren könnte. Denn solange ich es nicht aktiv hervorholen und zu meinem Lieblingsgefühl machen will, solange ich ihm nicht all meine Aufmerksamkeit widme, ist es klein, schüchtern und unscheinbar. Erst wenn ich mich wieder daran erinnere, entwickelt es all seine Kraft.

Ich habe es gefunden. Die Angst hat sich groß vor ihm aufgebaut. Klar. Aber jetzt muss die Angst eben dem Vertrauen weichen. Tut mir leid, liebe Angst. Ich setze mich zum Vertrauen und frage es, ob es meine Lieblingsemotion, mein Berater Nummer 1 werde möchte. Und es beginnt, zu strahlen. Das Licht und die Wärme und die Strahlen und die Kraft entfalten sich und – bähm!

Ich sehe nichts mehr. Nur noch Licht. Aber ich fühle es. Es breitet sich bereits in mir aus, in meinem ganzen Körper. Es kriecht in jede meiner Zellen und zieht meine Mundwinkel nach oben. Schlagartig ist Ruhe in mir. All die anderen Emotionen sind ebenfalls geblendet und machen Pause. Ich spüre Frieden. Friedvolles Vertrauen. Und bin mir plötzlich absolut sicher, dass alles gut wird.

Falls du auch losgehen möchtest, um dein Vertrauen zu finden, tu das. Aber du musst es nicht. Du musst gar nichts. Denn vergiss nicht: Es ist okay. Auf dem Sofa zu liegen ist okay. Gefühlsstürme sind okay. Nicht denken zu können ist okay. Keine Ruhe zu finden ist okay. Überfordert zu sein ist okay. Sich nicht mehr bewegen zu können ist okay. Nicht zu wissen, wie es weitergeht, ist okay. Aber es ist auch okay, an dir zu arbeiten. Es ist auch okay, dein Vertrauen zu suchen, um dich endlich wieder sicher zu fühlen. Um Ruhe zu finden.

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