Gastbeitrag von Swantje Falkenberg (Instagram: @maedchenmitappetit)
Eine Bauchgeschichte zu schreiben – nein, meine Bauchgeschichte zu schreiben – ist kein leichtes Unterfangen. Es erinnert mich an all die schmerzhaften Tage, in denen ich mich für meinen Körper geschämt und ihn gehasst habe. Aber man sagt ja, dass der Weg zur Heilung meist schwer und schmerzhaft ist. Sich all die Momente noch einmal vor Augen zu führen, lässt mich sogar klarer sehen. Es lässt mich erkennen, dass ich mich nie wieder so fühlen möchte.
Mein Name ist Swantje, ich bin 29 Jahre alt, und fühle mich mittlerweile pudelwohl in meinem Körper. Selbst an Tagen, an denen ich mich mal nicht so schön finde, ist mein Blick verzeihlicher geworden. Ich möchte mit meiner Geschichte Mut und Zuversicht in dein Herz bringen, denn auch du kannst es schaffen, dich als das anzuerkennen, was du wirklich bist – nämlich etwas ganz Besonderes!
Ich bin ehrlich: Bis ich an diesen Punkt gekommen bin, war der Weg für mich lang und beschwerlich. Ich hatte leider keine Mutmacher:Innen wie die Bauchfrauen, die mich in meinem Sein bestärkt haben.
Im Gegenteil. Das Umfeld in meiner Geschichte war meist ausstaffiert mit Menschen, die entweder selbst mit ihrem äußeren Erscheinungsbild Probleme hatten und diese auf mich übertrugen, oder von Vorurteilen und falsch sozialisierter Ansichten geprägt waren.
Als 18-jähriges Mädchen bin ich zur Bundeswehr gegangen und habe über diese Institution mein Studium absolviert. Mir war aber anfangs gar nicht klar, in welche Gefilde ich da eingetaucht bin. Körperliche Fitness wurde vorausgesetzt und Sporttests wurden nach BMI Maßstäben absolviert, egal, ob das Sinn macht oder nicht. Und als Frau bist du dort immer noch ein kleines zu belächelndes Licht. Wenn du dann auch noch wie ich etwas „mehr“ bist, sowohl in Erscheinung als auch in Charakter, hast du es nicht leicht.
Doch ich habe alles durchgezogen. Es gab nichts, was ich nicht geschafft habe oder abbrechen musste. Jeden Hindernisparkour habe ich überwunden, jeden Marsch bin ich gegangen, jede Übung habe ich erfolgreich abgeschlossen. Ich war dabei nur nicht sonderlich schnell – eher so der Typ Kraftpaket. Dennoch: Hinschmeißen oder Aufgeben war keine Option für mich. Obwohl mir immer das Gefühl vermittelt wurde, eine Last oder gar überflüssig zu sein. Ganz offen haben mich meine „Kameraden“ mit meinem Erscheinungsbild konfrontiert und gesagt: „Es ist doch nur ein Scherz, Swantje!“ Aber es waren Scherze, bei denen ich zwar mitgelacht habe, um nicht uncool zu sein, die sich aber dennoch in mein Hirn eingebrannt haben.
Ich habe beobachtet, wie all die Männer um mich herum damit angegeben haben, welche Frauen sie erobert haben. Sie haben damit geprahlt, was für „zierliche Püppchen“ mit „kleinen, perfekt runden Ärschen“ sie „geknallt“ haben. Ach, und natürlich mit „riesigen Titten“. Sind sie auf Beutejagd gegangen, und so kann man es leider nur nennen, dann haben sie nach Äußerlichkeiten aussortiert.
Danach habe ich mich oft im Spiegel angesehen, meine kleinen, hängenden Brüste verflucht, mich vor meiner immer größer werdenden Bauchschürze geekelt und nicht verstehen können, warum mir an den unmöglichsten Stellen (Brustwarze, Bauchnabel) Haare wuchsen. Ich habe mich gehasst, weil ich niemals mit diesen Frauen mithalten konnte.
Dieses Wort „Perfekt“ spukte ewig durch meinen Kopf und es fiel mir immer schwerer, mich vor anderen Menschen nackt zu zeigen. Ich habe mich durch Diäten gekämpft, teilweise sogar gehungert und mich zusätzlich noch mit wirklich scheußlichen Männern eingelassen, die genau solche sexistischen und diskriminierenden Witze über Frauen gemacht haben. Warum habe ich das getan?
Ich denke, einerseits, weil ich einfach auf der Suche nach Zuneigung und Liebe war. Andererseits wurde mir aber auch immer klarer, dass viele dieser Männer einfach nur feige waren, und es war für mich wie eine Studie, in der ich das herausfinden musste. Heulend haben sie teilweise in meinen Armen gelegen, mir „gestanden“, dass sie mich wunderschön finden, mich begehren, aber es dennoch nie öffentlich zugeben könnten, weil sie dafür geächtet werden würden.
Ab diesem Punkt hat es mir auf einmal die Augen geöffnet. Nicht ich bin das Problem! Sondern all diejenigen, die sich hinter vermeintlichen gesellschaftlichen Zwängen und Idealen verstecken. Ich habe am eigenen Leib erfahren müssen, dass das oft nur heiße Luft ist. Hinter vielen für mich wunderschönen Menschen mit perfekten Körpern stecken kleine, verletzte, graue Seelen und eine Menge angestauter Probleme. Perfektion schützt also nicht vor dem Unglücklichsein! Das war eine riesige Erkenntnis für mich!
Also habe ich angefangen, mich aus meinen alten toxischen Kreisen zu lösen. Ich habe endlich gelernt, „Nein“ zu sagen und meine Grenzen des Ertragbaren offen abzustecken. Mein Blick auf mich selbst hat sich dadurch verändert: Ich schaue in den Spiegel und sehe dabei vor allem eine Frau, die stark und selbstbewusst geworden ist. Alles Unperfekte ist Teil ihrer Geschichte – meiner Geschichte.
Was mich nicht glücklich macht, muss aus meinem Leben verschwinden. Mitmenschen, die auf meine Kosten ihren Frust über ihre vermeintlichen Selbstzweifel ablassen, dürfen bitte gerne weiterziehen. Dafür ist mir mein Leben zu wertvoll! ICH bin zu wertvoll für diese Art von Zeitverschwendung und schlechten Gedanken.
Ich hoffe, dass auch du das erkennst! Wahre Schönheit kommt von Innen und wir müssen lernen, unseren Blickwinkel dahingehend zu ändern. Deine Swantje
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