Im Schlaraffenland der Möglichkeit ist es mehr als nachvollziehbar, dass es uns schwer fällt, Vergleiche oder stets Besseres anzustreben, einfach los zu lassen und erst recht mal keinen Plan oder Antworten zu besitzen. Denn, wenn doch alles irgendwie mach- und erreichbar scheint, bilden wir uns leider ein, alles hänge nur von unserer eigenen Willenskraft und Stärke ab.
Diese strenge Betrachtungsweise lässt kaum ein Leben, durch das man sich selbst mitfühlend und liebevoll führt zu, sondern sorgt eher für eine Überlebens-Energie, in der wir im Krieg mit uns selbst, mit unserer eigenen Natur sind. Stets den Fokus aufs nächste Ziel gerichtet haben, uns keine Pausen erlauben, unbequeme Gefühle beiseite schieben und niemals aufhören zu fordern - vor allem von uns selbst.
Müde? Trotzdem raus und eben die Morgenroutine optimieren.
Traurig oder unzufrieden? Einfach weiter funktionieren, dann bleibt sowieso kaum Zeit, um in sich hinein zu fühlen.
Etwas nicht geschafft oder irgendwo gescheitert? Sofort nochmal probieren, los, jetzt - keine Zeit verlieren.
Der Druck und das Tempo, die dadurch entstehen, haben allerdings nichts mehr mit Liebe und Fülle zu tun. Leichtigkeit beginnt im Kopf und "im sich selbst erlauben". Dadurch wird ein intuitiveres Leben plötzlich wieder greifbarer. Ein Leben, in dem wir wieder mehr empfangen und uns mit uns selbst und der Natur verbunden fühlen. Sich wahrhaftig hingeben ist eine starke weibliche Kraft, die in unserer vom Maskulinen dominierten Welt kaum noch vorhanden ist. Doch heute ist ein guter Tag, um das zu verändern! Aber wie?
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Bist du im Gleichgewicht?
Meine ehemalige Tanzlehrerin pflegte immer zu sagen, nachdem ich mich aufgeregt hatte, dass die Männer beim Standard-Tanz führen durften: „Ja, der Mann hat zwar den Mut & die Kraft zu führen, doch die Frau muss exakt den selben Mut & die Kraft aufbringen um sich wahrhaftig hingeben zu können. Beides sind gleichwertige Kompetenzen und durch das Zusammenspiel beider Energien kann erst ein Tanz entstehen“.
Vielleicht ist das ja mit dem Tanz des Lebens gar nicht arg anders. Denn ständig zu führen, den Ton anzugeben - wäre ja reiner Kraftaufwand und ein Wechselspiel aus Kontrolle und Widerstand. Ganz schön anstrengend solch ein Abbemüh-Status aufrecht erhalten zu müssen. Sich dagegen führen zu lassen, setzt Vertrauen voraus und Hingabe sowie auch die Bereitschaft zu „empfangen“, zulassen zu können.
Unser Leben ist mehr als eine „entweder oder“ Entscheidung, sondern ein spannendes Wechselspiel beider Energien. Wir dürfen verinnerlichen, dass wir männliche (dominante) und weibliche (zarte) Anteile in uns tragen und beides gelebt werden möchte. Erst wenn wir uns erlauben, dass beide Prinzipien zu uns gehören, nehmen wir nicht nur unser eigenes inneres Gleichgewicht intensiver wahr, sondern können uns in unserer „Ganzheit“ besser verstehen lernen.
"When it’s too difficult to keep swimming, float."
- Melody Beattie -
Frage dich doch heute mal:
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Kontrolle ist die kleine Schwester von Kampf
Schau dir einmal wahrhaftig deine Umgebung an. Du wirst feststellen, dass jede Pflanze, jeder Baum intensiver mit seiner inneren Wahrheit verbunden ist, als wir. Auch macht kein einziges Tier sich so einen unnatürlichen Druck, wie wir Menschen, sich seinen Lebensunterhalt zu sichern, geschweige denn daran zu zweifeln, dass es da draußen nicht genug von allem für uns alle gibt - eine ziemlich beeindruckende Weltanschauung der Fülle, findest du nicht? Und bevor du es wieder vergisst, hier die Erinnerung: du bist Leben, du bist Natur.
Diese lebt uns ständige Mühelosigkeit vor, jeder Prozess entsteht in harmonischer Leichtigkeit und absolutem Vertrauen. Und wir, und du? Funktionieren, kontrollieren und bemühen uns ständig bis zur Erschöpfung ab. Um dann nach dem Wochenende wieder mit allem von vorne zu beginnen. Was ist, wenn ich dir heute sage, dass deine Bestimmung AUFBLÜHEN, statt Abbemühen ist? Und kannst du dir vorstellen, dass uns diese Empfindungen wie Leichtigkeit und Mühelosigkeit als magische Wegweiser mitgegeben wurden, um unseren eigenen Weg zu finden und unserer eigenen Lebenswahrheit näher zu kommen?
Unser Kontrollwunsch entspringt unserem elementaren Bedürfnis nach Sicherheit und ist zutiefst natürlich. Obgleich wir alle wissen, dass es keine Sicherheit per se gibt. Und dennoch kompensieren und betäuben wir durch Kontrolle oft Dinge, die wir nicht gerne genauer begutachten wollen. Beispielsweise fühlt sich user Ego stark und mächtig, wenn wir stets unser Aussehen und Gewicht beherrschen (bereits das Wort zeigt uns die Energie). Unser geringes Selbstbild wird dadurch in den Schatten gedrängt und die zu erwartenden Komplimente halten den Selbstbetrug noch etwas länger aufrecht.
Oder wer kennt nicht den provisorischen Schnellputz bevor wir Gäste bekommen? Und nur um den Besucherinnen zu vermitteln, dass man sein Leben im Griff hat. Und obwohl ich jeder Mutter - vor allem nach dem täglichen Kampf um Sauberkeit - ihren Triumph gönne, wenn sie am Abend den Lappen ins Spülbecken wirft, wäre es für sie doch womöglich viel spannender, die eigene Erwartungshaltung zu hinterfragen oder darüber nachzudenken, warum es ihr überhaupt so wichtig ist, was die Besucherinnen über sie sagen oder denken könnten.
Und wenn dann mal wieder absolut nichts so läuft, wie Frau es sich vorgestellt hat - sei es mit dem eigenem Aussehen oder der Ordnung - löst der eigene innere Widerstand, durch den Frau die Situation eben nicht liebevoll so annehmen kann, wie sie gerade ist, zusätzliches Leid und Eigenverurteilung aus. Oft fühlt sich das nach extremen Versagen an, so als würde einem eben alles entgleiten und nichts gelingen.
Indem wir uns allerdings bewusst dafür entscheiden, keine Energie mehr auf imaginäre Kontrolle und Sicherheit zu verschwenden, und sich stattdessen öfter mit der Angst und dem mangelnden Vertrauen hinter dem eigenen Verhalten auseinandersetzen, kann ein heilendes Umdenken stattfinden, das zu einer neuen Vorgehensweise führen kann.
Achso übrigens, niemand, absolut niemand hat sein Leben im Griff, wir alle tun nur so!
Stattdessen könnten wir die Zeit verwenden, um Kontrolle in Vertrauen zu wandeln.
Denn immer wenn du aus dem Kontroll- und Funktionsmodus aussteigst, steigst du zugleich auch immer etwas mehr aus dem Kampf aus, den du innerlich mit dir selbst führst. Kontrolle entsteht durch Mangel-Energien und Angst. Hingabe durch Fülle-Energien und Liebe.
Wofür entscheidest du dich?
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