Hör auf dein Bauchgefühl, sagen sie. Dann weißt du, was du willst, sagen sie. Ich muss lachen. Was, wenn ich mein Bauchgefühl gar nicht wahrnehme? Wenn ich noch nicht einmal unterscheiden kann, ob ich Hunger habe oder nicht, wie soll ich dann fühlen, welcher Job nun der richtige ist? Ja, manchmal spüre ich ein Grummeln, wenn ich Angst habe. Aber das war es dann auch mit dem Wahrnehmen von Gefühlen in meiner Bauchgegend, abgesehen von Schmerzen.
Kommt dir das irgendwie bekannt vor? Wird auch dir immer wieder gesagt, ob auf Social Media oder von Bekannten, dass du bei Entscheidungen dein Bauchgefühl zurate ziehen solltest? Und weißt auch du eigentlich nie, was das jetzt konkret bedeutet, wie du es wirklich fühlen und für dich nutzen kannst? Mir ging es lange Zeit auch so. Bis ich mich mal intensiv damit auseinandergesetzt habe.
Das Bauchgefühl steht stellvertretend für ein Gefühl, das du in manchen Situationen tatsächlich physisch in deinem Bauchbereich wahrnehmen kannst. Generell drücken sich Gefühle gerne körperlich an verschiedenen Stellen und in verschiedener Intensität aus. Manche fühlst du wahrscheinlich sehr deutlich, ohne bewusst darauf achten zu müssen, andere zeigen sich nur, wenn du besonders achtsam bist. So dienen dir generell alle Gefühle als Wegweiser und Berater. Auch da gilt aber, dass der Wahrnehmung der Gefühle als Wegweiser die eigene Erlaubnis vorangeht, auch wirklich alles fühlen zu dürfen. Denn wir neigen dazu, Gefühle, die wir als unangenehm bewerten, wegzudrücken anstatt sie da sein und uns dienen zu lassen. (Zu diesem Thema gibt es nächste Woche, am 9.März, einen spannenden Blogartikel mit einer Expertin!)
Verallgemeinert lässt sich also sagen, dass dir dein Bauchgefühl, so wie jedes körperlich ausgedrückte Gefühl, in Situationen anzeigen kann, ob du dich wohlfühlst, ob eine Aussage oder Handlung deinen Werten entspricht und ob der Job passend sein könnte. Häufig wird aber speziell das Bauchgefühl auch als Synonym für die eigene Intuition verwendet. Der Duden sagt, dass Intuition das „unmittelbare, (…) nicht auf Reflexion beruhende Erkennen (…) eines Sachverhaltes…“ ist. Das bedeutet, du erkennst etwas, ohne deinen Verstand benutzt zu haben. Irgendetwas in dir sagt es dir einfach, du „fühlst“ es. Vielleicht hast du das schon einmal erlebt, auch wenn es dir in diesem Moment nicht als Intuition oder Bauchgefühl bewusst war.
Der Grund dafür, dass du es nicht als solche wahrgenommen hast, kann sein, dass du generell ein eher rationaler Mensch bist, der Verstand, Logik und Vernunft nutzt, um Entscheidungen zu treffen, Beurteilungen zu fällen und Dinge einzuordnen. Oder/und du bist sehr von der Gesellschaft geprägt, in der du lebst – deren Strukturen, Werte und Funktionsweise nämlich fast ausschließlich auf Rationalität und Logik (und somit der männlichen Energie) basieren. Vielleicht würdest du eigentlich gerne mehr nach deinem Gefühl entscheiden, aber du erlaubst es dir nicht oder nimmst an, dass es gar nicht möglich ist.
Lass mich dir sagen: Doch das ist es! Auch wenn du davon ausgehst, gar kein Bauchgefühl oder wenn, nur eine schwache Intuition zur Verfügung zu haben – das stimmt nicht. Jede*r von uns trägt seine*ihre eigene Intuition in sich. Wenn sie also da ist, wie kommst du da ran? Bzw. wie nimmst du Intuition/ Bauchgefühl/ you name it lauter wahr und kannst deine Entscheidungen danach ausrichten? Weil ich nicht der ultimative Guru und selbst noch am Ausprobieren bin, verrate ich dir, was mir hilft: Achtsamkeit, Ruhe und Übung.
Bevor du lernst und übst, ist es natürlich wichtig, dass du dir selbst überhaupt die Erlaubnis gibst, mehr auf deine Intuition zu hören. Es ist ein Prozess, aber am Anfang des Prozesses stehen eben die Erlaubnis und die Entscheidung dazu. Du wirst nicht von jetzt auf gleich deinen Verstand leiser drehen können und das musst du auch gar nicht. Du darfst dir lediglich die Möglichkeit einräumen, dass du zukünftig eine weitere Variable in deine Entscheidungen miteinbeziehen kannst.
Achtsamkeit ist so ein zu oft verwendeter und schwammiger Begriff, ich weiß. Das, was ich darunter verstehe, ist einfach, bewusster hinzuschauen, hinzuhören und hinzufühlen. Was das konkret heißt? Setz dich hin, schließe die Augen, lass deinen Atem tiefer und entspannter werden und dann stelle eine Frage. Um zu üben, können das einfache Fragen sein, wie etwa „Wie geht es mir?“ oder „Wie fühle ich mich gerade?“ Das ist für mich Achtsamkeit. Und gleichzeitig sind das bereits Einstiegsfragen, um die Art des Hineinfühlens zu praktizieren. Um zu üben, wie du auf diese Weise Entscheidungen treffen kannst, kannst du dir Fragen stellen wie „Was möchte ich heute Abend essen?“ oder „Was möchte ich am Wochenende unternehmen?“ Die Magie dabei: Du wirst immer Antworten bekommen. Indem du das Außen ausblendest und dich achtsam nach innen wendest, trittst du in die Kommunikation mit deinem Inneren, deiner Intuition, deinem Herzen, deiner inneren Weisheit – wie auch immer. Damit du diese Technik auch in spontanen Situationen oder bei großen Entscheidungen zur Verfügung hast, übe sie immer wieder im Alltag!
Das klingt jetzt vielleicht erst einmal zu schön und einfach, um wahr zu sein. So einfach ist es tatsächlich! Aber vermutlich wird sich dein lange Zeit bevorzugter Verstand zu Wort melden und seinen Senf dazu geben. Und das ist häufig natürlich auch wichtig und berechtigt. Doch manchmal eben auch hinderlich, wenn dein Gefühl zwar nicht argumentativ belegbar ist, aber eben deinem inneren Bedürfnis und deiner eigenen Wahrheit entspricht. Und dem, was du tief in dir für dein Leben willst. Du darfst also im zweiten Schritt lernen, diese Situationen erst einmal zu erkennen, und dann, bewusst zwischen deinen beiden Beratern wählen zu können.
Vergiss nicht: Du verfügst über Intuition und sie hat ihre absolute Berechtigung. Und du darfst in deinem Leben, wann immer es dir beliebt, nach deiner Intuition entscheiden und nicht nach Logik. Du darfst sie als dein „Argument“ hernehmen. Du darfst zu etwas Ja oder Nein sagen, wenn dein Bauchgefühl nicht stimmig ist. Und du darfst Impulsen folgen, die ihm entspringen. Das ist dein Leben, es sind deine Entscheidungen. Mach was draus!
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