Gastbeitrag von Denise Greve (Instagram: @nisiswelt)
Vor neun Jahren begann mein Weg zur Selbstliebe. Ich war 20 Jahre alt und lernte langsam, mich selbst zu akzeptieren. Bis zu diesem Zeitpunkt verabscheute ich meine Akne und Narben. Ich hasste jedes Gramm an mir. Ich trug Kleidergröße 38/40 und empfand mich als fett und abstoßend. Aufgrund meiner Pickel und Narben trug ich immer nur T-Shirts, nie Tops. Selbst beim Sex wollte ich sie nicht ausziehen, aus Angst, man würde mich als unrein, unhygienisch und ekelerregend ansehen.
Das Schlimmste war: Ich fühlte mich wertlos. Und es gibt nichts Schlimmeres, als zu denken, man sei es nicht wert, anständig behandelt zu werden!
Meine Denkweise änderte sich während meiner ersten Beziehung grundlegend. Ich fragte mich, ob ich es wert bin, geliebt zu werden. Während dieser Zeit hatte ich viele unscheinbare Vorbilder. Es gab beispielsweise in meiner Berufsschulklasse ein Mädchen, das etwas mollig war. Sie war so fröhlich, wunderschön, selbstbewusst und schämte sich nicht, ihren Bauch zu zeigen.
Ich begann, meine jahrelang antrainierte Haltung zu hinterfragen. Anstatt meinen Bauch immer mit mindestens einem Arm zu verstecken oder mich bestmöglich zu strecken, damit man die Rollen nicht sah, arbeitete ich daran, mich normal hinzusetzen und bewusst die Arme wegzulassen.
Ich bin durch so viele Höhen und Tiefen gegangen, die meinen Weg prägten. Besonders die kleinen Dinge des Alltags bewirkten bei mir die größten Veränderungen: ein Satz in einem Buch, ein Gespräch mit einem Freund, Menschen, die mir begegneten. Positives bewirkte Veränderung, Negatives festigte meine Meinung. Zumindest meistens.
Mein Körper ist ein unglaubliches Wunder. Er hat mich durch meine schwersten Zeiten begleitet – trotz des Selbsthasses und selbstverletzenden Verhaltens. Er hat mit mir und für mich gegen jede Krankheit gekämpft. Jeder Dehnungsstreifen, jede Narbe, selbst meine kommenden grauen Haare und meine schwachen Augen sind Zeichen dafür, dass mein Körper das Beste macht, was er kann.
Meine Ängste und Selbstzweifel haben meinen Geist vergiftet und mich gelähmt. Zu stagnieren war das Schlimmste, das mir passieren konnte. Getrieben von einem falschen Schönheitsideal, das für mich unerreichbar war, und Verachtung für meinen Charakter hatte ich aufgegeben.
Als ich endlich verstand, dass es “DAS Schönheitsideal” gar nicht gibt und dass der perfekte Mensch nicht existiert, konnte ich endlich weitergehen und mich weiterentwickeln. Ich verstand, dass Fehler und vermeintliche Makel mich besonders machen und ich dazulernen und mich verändern kann. Jeder Mensch hat schöne und unschöne Seiten an sich, aber es ist unser Charakter sowie unsere selbstbewusste Ausstrahlung, die uns ausmachen.
Ich fing an, darauf zu achten, wie Menschen auf mich reagieren, wenn ich glücklich bin und mich wohlfühle, und verglich es mit den Momenten, in denen ich unsicher war und mich nicht schön fand.
Während meines gesamten Weges gab es etwas, auf das ich immer wieder traf und was mich ebenfalls viel Kraft kostete: Mobbing! Noch heute erreichen mich vereinzelt Beleidigungen wie “Schiebt den Wal zurück ins Meer” und falsche Komplimente wie “Du bist hübsch, für eine Dicke.” Auf Ersteres reagiere ich nicht mehr, dafür ist mir meine Zeit zu kostbar und auf Letzteres mache ich kurz, aber eindeutig aufmerksam.
Ich bin ein sehr diskussionsfreudiger Mensch und tappe daher ab und zu noch in die Falle, mich rechtfertigen und erklären zu wollen. Aber mittlerweile habe ich gelernt, dass meine Selbstachtung darunter leidet. Davon abgesehen ist es nicht meine Aufgabe, ignorante Menschen zu belehren. Das funktioniert nicht und kostet mich zu viel Zeit und Kraft, die ich für mich oder Menschen verwenden möchte, die meinen Rat schätzen.
Es gibt nichts Eindrucksvolleres als einen Menschen, der mit sich im Reinen ist. Das ist mein Ziel. Mittlerweile arbeite ich mehr an meiner Persönlichkeitsentwicklung: Ich will herausfinden, welche Lebensziele ich erreichen möchte und wie. Zudem arbeite ich daran, mein Selbstbewusstsein zu stärken und auf meine Selbstachtung Rücksicht zu nehmen.
Meinen Körper zu lieben habe ich bereits gelernt. Selbstverständlich habe ich immer noch Momente, in denen ich mich weniger attraktiv finde oder mich schäme, aber ich weiß, dass diese Gedanken wieder verschwinden und nicht mehr meiner grundsätzlichen Einstellung entsprechen. Ständig mit mir selbst im Kampf zu sein, hat mich viel Zeit und Kraft gekostet und mich in meiner Persönlichkeitsentwicklung gebremst.
Wie oft habe ich die Motivationscoaches mit ihren “Nur du selbst stehst dir im Weg”-Sprüchen belächelt, aber sie haben recht. Weisheiten wie “Sei stärker als deine stärkste Ausrede” verfehlten bei mir jedoch den gewünschten Effekt. Stattdessen habe ich eine andere Herangehensweise: Ich schwäche mit Selbstmitgefühl Argumente wie “Ich kann das nicht” ab, indem ich einen verständnisvollen Alternativsatz bilde wie “Ich kann es noch nicht, aber lerne aus meinen Fehlern.” Wenn ich mal Hilfe brauche, frage ich meinen Partner, meine Familie oder Freund*innen, die mir einen neuen Blickwinkel zeigen.
Über Denise:
Ich bin Nisi von Nisi’s Welt und nehme euch mit auf meinen Weg zur Selbstliebe ❤️ Gemeinsam stark zu sein ist so viel leichter und schöner, als den Weg alleine zu gehen! Ich hoffe, meine Erfahrungen und Gedanken helfen anderen, so wie die von anderen Frauen mir geholfen haben. Girls Support Girls! Schau dich auch gerne auf meiner Webseite www.nisiswelt.com um!
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